ROSTOCK Mehr Schutz beim Virus-Test: Das Rostocker MedizintechnikunternehmenSolvamed hat ein neues Verfahren für eine nach eigenen Angaben sichereren Probenentnahmemethode zum Nachweis des neuartigen Coronavirus entwickelt. Damit könne die Diagnostik deutlich verbessert und Befunde genauer erhoben werden, erklärte Solvamed-Chef Stefan Margraf gestern in Rostock. Weitere Einzelheiten nannte er mit Blick auf anstehende Genehmigungsverfahren nicht. Darüber hinaus haben die Rostocker ein neues Vollschutzgerät entwickelt, das medizinisches Personal bei der Behandlung von Corona-Patienten besser schützen soll. Dabei handele es sich um eine Gesichtsmaske, die sowohl Augen als auch Mund abdecke und die Atemluft noch weitreichender reinigen werde. Damit könnten Einsatzkräfte besser vor Infektionen geschützt werden. Bei bisherigen Atemschutzmasken seien häufig Feinstaubfilter eingesetzt, die für einen ausreichenden Schutz vor Viren häufig nicht im notwendigen Maße geeignet seien. Der Einsatz der herkömmlichen Geräte sei in der jetzigen Situation dennoch wichtig, um Tröpfcheninfektionen zu verhindern.
Die Rostocker Schutzmaske könne hingegen die Atemluft zu 99,99 Prozent reinigen und eine Virus-Infektion über die Atemluft nahezu ausschließen, erklärte Margraf. Mit den Geräten ließe sich die Sicherheit von medizinischem Personal, Feuerwehren, Rettungskräften und der Polizei deutlich erhöhen. Die Solvamed-Entwicklungen seien inzwischen einsatzbereit. Da eigene Kapazitäten in dem Vier-Mann-Hightech-Unternehmen nicht ausreichten, seien große Partner mit mehr als 500 Millionen Euro Jahresumsatz gefunden worden, die die Produktion übernehmen würden. Weitere sollen hinzukommen. Einziger Haken: Die regulativen Vorgaben in der EU stünden einer schnellen Markteinführung im Weg, meinte der Firmenchef: „Ein zähes Verfahren.“ So dauere es Monate, bis ein neuesGerät zugelassen sei. Gleichzeitig kämen aber aus Russland oder China Produkte auf den Markt, die nicht den strengen EU-Regeln unterworfen seien, kritisierte Margraf die Wettbewerbsnachteile für heimische Firmen. Er forderte, die langen Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und zu vereinfachen. „Mit weniger Regularien könnten wir binnen Tagen mit der Produktion beginnen und die Neuentwicklungen auf den Markt bringen“, sagte Margraf. So aber sei voraussichtlich erst in sechs bis zwölf Monaten mit dem Einsatz zu rechnen.
Solvamed gehört zu den innovativsten Medizintechnik-Herstellern in MV: Sowohl für das neue Etnahmeverfahren als auch für die Vollschutzmaske seien vier Patente angemeldet worden. 25 Jahre Grundlagenarbeit zahlten sich aus, erklärte Margraf, selbstVirologe. Er habe dadurch eine Reihe von Entwicklungsideen in der Schublade, auf die er jetzt schnell zurückgreifen könne. Bisher hatte Solvamed vor allem mit der Entwicklung eines Produkts zur Stichkanaldesinfektion bei der Anlage von zentralvenösen Kathetern für Aufsehen in der Fachwelt gesorgt. Damit soll die Übertragung von Keimen auf den Katheter effektiver verhindert werden und somit einer der wesentlichen Ursachen für so genannte katheterassoziierte Blutstrominfektion entgegengetreten werden. Die Idee überzeugte auch Investoren: So hat neben privaten Kapitalgebern auch die vom Land mit Wagniskapital ausgestattete Schweriner Beteiligungsgesellschaft Genius Venture Capital Geld in die Firma gesteckt.
Quelle: Schweriner Volkszeitung, 25. März 2020, Autor: Torsten Roth