Intelligente Sirenen für Katastrophenfall

Neue Technologie der Wismarer Firma SonoBeacon sendet Warnmeldungen auch ohne Handynetz

Hilfe in der Not: Technologie aus MV soll den Katastrophenschutz in Deutschland verbessern. Das Start-up-Unternehmen SonoBeacon aus Wismar will ein System installieren, mit dem künftig Sirenen bei Katastrophen Einwohner nicht nur warnen, sondern auch bei Ausfall des Mobilfunknetzes entsprechende Informationen und Handlungsempfehlungen auf das Handy senden. Dabei werde das bereits genutzte Sirenensignal um ein weiteres, nicht hörbares und mit einer Kennung versehenem Akustiksignal ergänzt, das mit einer App vom Handy über das Mikrofon erkannt werde und Textnachrichten auf dem Display anzeigen könne, erklärte Firmenchef Thoralf Nehls.

Zum Schutz der Betroffenen würde das System beispielsweise bei einer Flutkatastrophe Anwohner informieren, betroffene Gebiete schnell zu verlassen und höhergelegene Gebiete aufzusuchen. Immer wieder hätten Katastrophen, wie beispielsweise 2021 im Ahrtal, gezeigt, dass Betroffene nicht wüssten, was los und was zu tun sei, sagte Nehls. Das neue System nutze das Mikrofon und das Display des Handys und funktioniert selbst wenn die Mobilfunkverbindungen ausgefallen seien. Die Technologie sei praxisreif und solle jetzt bei den Katastrophenschutzbehörden vorgestellt werden, kündigte Nehls an.

Das neue Katastrophewarnsystem nutzt eine von SonoBeacon in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie Darmstadt entwickelte Technologie. So erlaubt die Technik aus MV die punktgenaue Aussteuerung von Informationen und User-Interaktion. Je nachdem, wo Besucher sich in einem Gebäude gerade aufhalten würden, könnten passende Informationen auf das Smartphone gesendet werden, die genau dort benötigt würden – im Handel, in Hotels, im Tourismus. Die Technologie aus MV hat sich inzwischen bei der Lenkung von Besucherströmen in Tourismusregionen, in Einkaufszentren und im öffentlichen Personennahverkehr bewährt. So wird die Entwicklung bereits an den Stränden der Lübecker Bucht in Schleswig-Holstein eingesetzt. Damit könnten Kommunen und Strandbesucher im Voraus einsehen, wie voll welche Strände würden und wo sich ein Besuch lohne. Das verbessere das Besuchserlebnis und verhindere lange Wartezeiten, erläuterte Nehls. Auch in bayrischen Tourismusregionen würden mit der MV-Technik Besucherströme gelenkt. Zum Einsatz komme die Technik auch im öffentlichen Personennahverkehr sowie in Einkaufsmalls großer Betreiber von Shoppingcentern. Im eigenen Bundesland zögerten hingegen die Anwender noch. Referenzprojekte fänden sich bislang nur außerhalb MVs. „Anders als in anderen Ländern gibt es in MV eine Zurückhaltung beim Einsatz neuer Technologien“, meinte Nehls: „Das macht es für Start-ups nicht einfach.“

Bei Investoren kommt die Technologie aus MV hingegen an: Bereits frühzeitig engagiert bei SonoBeacon war die vom Land mit Kapital ausgestattete Beteiligungsgesellschaft Genius Venture Capital (GVC). Mit der Landeshilfe könnten aussichtsreiche Technologiefirmen früh mit Kapital ausgestattet werden, begrüßte GVC-Chef Uwe Bräuer die Hilfe des Wirtschaftsministeriums. Unternehmen wie SonoBeacon seien ein gutes Beispiel, wie der vom Land mit 15 Millionen Euro ausgestattete und von der GVC verwaltete VentureCapital Fonds MV bei der Realisierung von innovativen Vorhaben zu einem Zeitpunkt unterstützen könne, wenn private Investoren oft noch nicht einsteigen wollten. Der Plan scheint aufzugehen: War GVC zu Beginn der Beteiligung an SonoBeacon noch der maßgebliche Kapitalgeber, beträgt ihr Anteil in der gerade realisierten vierten Finanzierungsrunde nur noch zehn Prozent, meinte Bräuer.

Quelle: Schweriner Volkszeitung, 27. April 2022, Autor: Torsten Roth