Sensor findet Lecks im Wassernetz.

Rostocker Startup Pydro bringt Sensorsystem auf den Markt, das die Versorgungsnetze intelligent macht.

ROSTOCK/SCHWERIN Mehr Sicherheit im Wassernetz: Mit einem intelligenten Sensorsystem mit integrierter Turbine zur eigenen Stromversorgung wollen Entwickler des Rostocker Startup Pydro Lecks in den Leitungsnetzen der Versorgungsunternehmen aufspüren und den Verlust von Millionen Litern Wasser verhindern. Erste Prototypen sollen noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen und die für 2022 in Rostock geplante Serienfertigung der Turbine vorbereiten, erklärte Firmenchef und -gründer Mulundu Sichone. Pydro sei mit mehreren Versorgern in MV, Deutschland und dem Ausland im Gespräch.

Das smarte Rostocker System soll Wassernetze künftig intelligenter machen und Versorgern Kosten sparen. Die Verluste sind bislang enorm: Allein in Deutschland wird geschätzt, dass durch Schäden im Netz etwa sieben Prozent des Wassers verloren geht. In Frankreich und England sollen es sogar 25 Prozent sein, weltweit im Schnitt 30 Prozent. Mit dem neuen System ließen sich künftig Lecks im Rohrsystem schneller als bisher finden, meinte Sichone. Damit könne beispielsweise großen Schäden durch Unterspülungen von Straßen vorgebeugt werden. Der ernergieautarke Sensor ermögliche Einblicke in die geschlossenen Leitungsnetze. Dabei werde der Durchfluss gemessen und so festgestellt, an welcher Stelle im Rohrsystem Wasserverluste auftreten. Derzeit würden die meisten Verluste nicht durch große Rohrbrüche, sondern eine Vielzahl kleinerer Lecks entstehen. Oft blieben die Schäden über Wochen unentdeckt, meinte Sichone.

Bisherige Systeme stießen aber häufig an Grenzen. Die Durchflussmessgeräte seien oft batteriebetrieben oder müssten mit großem Aufwand ans Stromnetz angeschlossen werden. Mit den Batteriesystemen könnten zudem auch nur geringere Datenmengen übertragen werden. Mit dem Rostocker Gerätesystem, das die Wasserkraft im Leitungssystem zur Energiegewinnung nutzt und mit einer Kommunikationsschnittstelle ausgerüstet ist, ließen sich hingegen mehr Daten in Echtzeit übertragen.

Die Rostocker Technik solle künftig weltweit zum Einsatz kommen. Pydro suche zunächst in Regionen den Markt, in denen nach wie vor etwa ein Drittel des Wassers verloren gehe, meinte der 31-jährige Firmenchef. Das hat auch Investoren überzeugt: So haben sowohl private Geldgeber der Dresdner Beteiligungsgesellschaft Gigahertz Ventures als auch erneut der Privatinvestor Thomas Clemens sowie die Schweriner Beteiligungsgesellschaft Genius Venture Capital dem Unternehmen neues Kapital zur Verfügung gestellt. Genius unterstützt mit dem mit 15 Millionen Euro vom Wirtschaftsministerium ausgestatteten Venture Capital Fond Technologiefirmen bei der Anschubfinanzierung. Der vom Land finanzierte Fonds ermögliche es, junge Firmen über mehrere Finanzierungsrunden zu begleiten, sagte Genius-Chef Uwe Bräuer: „Für Startups wie Pydro ist das existenziell wichtig und bei privaten Co-Investoren, die bereit sind schon vor Markteintritt in ein Startup einzusteigen, sorgt das für Vertrauen.“ Pydro treibt die Entwicklung indes weiter voran: Der Sensor von der Ostsee solle künftig neben der Fehlersuche im Rohrnetz auch zur Qualitätskontrolle des Wassers im Leitungssystem eingesetzt werden, kündigte Sichone an.

Quelle: Schweriner Volkszeitung, 6. Oktober 2020, Autor: Torsten Roth