Blutstillung in zwei Minuten: Turbo-Kompressen aus MV

SpeedM aus Neubrandenburg soll weltweit zum Einsatz kommen

Schnelle Hilfe im Notfall: Knowhow aus Mecklenburg-Vorpommern zieht internationale Spitzenfirmen und neue Kapitalgeber nach Neubrandenburg. Das mecklenburgische Hightech-Unternehmen Speed Care Mineral (SCM) werde künftig gemeinsam mit der IVF Hartmann aus der Schweiz schnell wirkende Kompressen für die Notfallversorgung in den weltweiten Verkauf bringen, kündigte SCM-Chef Ulf Pommerening an. Beide Partner wollten mit der Notfallkompresse SpeedM aus Neubrandenburg und dem speziellen Hartmann Druckverband Trauma Bandage der Notfallmedizin schnelle Versorgungslösungen für lebensbedrohliche Blutungen an die Hand geben. „Eine Vertriebskooperation auf Augenhöhe“, erklärte Pommerening. Die Hartmann-Gruppe ist einer der führenden Hersteller von Verbandsstoffen, Medizin- und Hygieneprodukten.

Die Neubrandenburger überraschen mit der selbst entwickelten Turbo-Blutstillungskompresse für die Versorgung von Schwerverletzten die Fachwelt. Bis zu der zum Jahresende erwarteten CE-Zertifizierung für die Zulassung in Europa solle die Markteinführung der zum Patent angemeldeten Technologie vorbereitet werden, kündigte SCM-Chef Pommerening an. Gleichzeitig laufe das Zulassungsverfahren für den US-amerikanischen Markt.

Die mecklenburgische Technologie dürfte für einen Schub in der Notfallmedizin sorgen: Die Kompresse könne mithilfe von speziellen Mineralien bei jeder Art von Notfalleinsätzen starke Blutungen großer, schwer zugänglicher Wunden in kürzester Zeit stillen – nach eigenen Angaben binnen zwei bis drei statt normalerweise zwölf Minuten. Dazu werde ein spezieller Verbundvlies mit natürlichen Mineralien beschichtet – mit einem sogenannten Halloysit-Mineral aus der Kaolin-Familie, ein Tonmineral, das die natürliche Gerinnungsreaktion des Körpers auslöst.

Patienten können auf weitere Entwicklungen hoffen: Unkontrollierte Blutungen gelten als eine der häufigsten Todesursachen nach lebensbedrohlichen Verletzungen. Speed Care Mineral und IVF Hartmann wollen nun ähnlich wie das an zahlreichen Orten installierte Notfallsystem der Defibrillatoren zur Behandlung akuter Herzleiden auch eine sogenannte Traumabox für den Notfall an gefährdeten Arbeitsplätzen auf den Weg bringen.

Bislang sei die Notfallkompresse vor allem für den Einsatz zur Verwundetenversorgung beim Militär in der Bundeswehr und in Nato-Staaten vorbereitet worden. Sie könne aber ebenso im zivilen Katastrophenschutz, bei Rettungsdiensten und zivilen Sicherheitskräften verwendet werden. In den kommenden Monaten solle die Technologie für die Blutstillung bei chirurgischen Eingriffen beispielsweise an der Wirbelsäule modifiziert werden, sagte der SCM-Chef. SpeedM könne nach der Blutstillung völlig rückstandfrei wieder entfernt werden, sodass keine Fremdkörper in die Blutbahnen gelangen könnten. Das sei bei anderen Lösungen nicht immer der Fall gewesen.

Die Technologie aus Neubrandenburg zieht auch Finanzinvestoren an: So hat Speed Care Mineral in einer dritten Finanzierungsrunde unter anderem für die Weiterentwicklung der Wundauflage neues Kapital eingesammelt – bei Privatinvestoren, aber auch bei der mit Landesgeld finanzierten Schweriner Beteiligungsgesellschaft Genius Venture Capital (GVC). „Wir steigen bereits sehr früh in Unternehmen ein, was mit einem hohen Risiko verbunden ist. Das Wirtschaftsministerium vertraut uns, dies auch alleine zu tun“, erklärte GVC-Chef Uwe Bräuer. War die GVC in der ersten Finanzierungsrunde 2018 noch der einzige Investor, seien mittlerweile sechs weitere dazugekommen, die in der letzten Runde zu knapp 70 Prozent beteiligt gewesen seien.

Quelle: Schweriner Volkszeitung, 22.04.2023, Autor: Torsten Roth